Die Verständigung zwischen Völkern und Kulturen ist eine fortwährend bedeutende gesellschaftliche und politische Herausforderung. Mit dem „Engel der Kulturen“ erhält die interkulturelle und interreligiöse Begegnung in der Gemeinde Eupen-Kettenis ab dem 28. April auch eine symbolische Ebene.
Der „Engel der Kulturen“ ist ein Projekt der deutschen Künstler Carmen Dietrich und Georg Merten und „fördert seit 2008 durch Aktionen im öffentlichen Raum die interkulturelle/interreligiöse Begegnung und erweitert den von verschiedenen Gruppen der Gesellschaft geführten Dialog um eine sinnlich erlebbare Komponente“.
Beim „Engel der Kulturen“ handelt es sich um eine ringförmigen Stahlhohlkörper, in der das Christentum durch das Kreuz, das Judentum durch den Stern und der Islam durch den Halbmond symbolisiert werden. Durch die dreieckige Anlegung dieser Symbole entsteht ein Hohlraum in Engelsform. Diese Schablone stellt das verbindende Element zwischen den Religionen und Kulturen dar. Verbindend, da „aus diesem Kreis keine Gruppe herauszulösen ist, ohne dass alle anderen erkennbar mitbeschädigt werden. So steht der Engel der Kulturen immer auch als klares Statement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Islamophobie, Fundamentalismus und die damit einhergehende Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen.“
Der „Engel der Kulturen“ erscheint in Eupen in drei unterschiedlichen Inkarnationen. Vergänglich, indem die Engelsschablone an teilnehmenden Schulen mit Sand gefüllt wird: Dieser temporäre Sandabdruck wirbt an verschiedenen Orten der Stadt gleichzeitig „für ein friedliches und respektvolles Miteinander der Kulturen“. Dauerhaft, indem die Schablone anschließend am Kulturzentrum Alter Schlachthof Eupen mit blau eingefärbtem Spezialbeton gefüllt und von Aluminium umrahmt als Bodenintarsie eingelassen wird. Wegweisend, indem am Ort der Einlassung das gleiche Zeichen für die nächste teilnehmende Stadt hergestellt wird. Die beim Ausschneiden der Schablone entstehende innere Form wird mit Ort und Datum der Aktion versehen, aufeinander geschichtet und somit Teil einer nach und nach wachsenden Säule mit Jerusalem als Bestimmungsort.
Neben der eigentlichen Skulptur steht auch die Komponente der Teilhabe, die die Ankunft des „Engel der Kulturen“ in Eupen und bei seinem Weg durch die Stadt begleitet, im Vordergrund: Neben Akteuren wie der Pfarre St. Nikolaus und der städtischen Dialoggruppe oder Einrichtungen wie dem Viertelhaus Cardijn nehmen im Rahmen des „Jahr des interkulturellen Dialogs“ zahlreiche Schulen am Empfang des „Engel der Kulturen“ teil. Die Schülerinnen und Schüler werden anhand von didaktischem Material auf das Projekt vorbereitet. Die teilnehmenden Gruppen begleiten die Skulptur auf ihrem Weg von der Unterstadt über Kettenis und den Werthplatz bis hin zum Ort der Einlassung am Kulturzentrum Alter Schlachthof Eupen. Hier findet dann ab 14:00 Uhr die große Abschlussveranstaltung statt, zu der alle Teilnehmer und interessierte Personen herzlich eingeladen sind.
Der Empfang des „Engel der Kulturen“ wird von der Stadt Eupen mit finanzieller Unterstützung durch die Deutschsprachige Gemeinschaft organisiert. Die Aktion wurde bereits in zahlreichen Städten durchgeführt, so u.a. in Essen, Augsburg, Sarajevo oder Istanbul.